Mehr wissen, besser leben - Ihr Hausarzt rät!
Die
Parkinsonerkrankung
"Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein
die Dosis macht es aus, daß ein Ding kein Gift ist" (Paracelsus,
Defesiones 1537).
Die Parkinson-Erkrankung kann mit 30, 50 oder mit 70 Jahren
beginnen, aber auch schon mit 12 Jahren: bis heute kann die
Parkinson-Erkrankung mit ärztlicher Hilfe nur gebessert werden. Heilbar ist
sie noch nicht.
Ihre charakteristischen Zeichen sind Muskelstarre, Unbeweglichkeit und
Zittern. Unbehandelt führt diese Krankheit zu Invalidität und Tod.
Die Frühsymptome sind recht allgemein
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Verspannungen im Nacken-Schulterbereich
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Leistungsknick
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Traurige Verstimmung mit Schlaflosigkeit
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Allmählich zunehmende, allgemeine Verlangsamung
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Darmverstopfung
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Die Handschrift wird immer zittriger und kleiner, weicht
vielleicht am Ende der Zeile nach oben oder unten ab
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Der Geschmackssinn leidet. Selbst eine kräftig gewürzte
Pizza erscheint vielleicht plötzlich fad.
Die zunehmend starre Mimik wird anfangs meist dem
Stimmungstief zugeschrieben. Bisweilen kann es Jahre dauern, bis die Diagnose
Parkinson-Erkrankung endlich gestellt ist.
Wie kommt es zur Parkinson-Erkrankung und was passiert
dabei im Körper?
Genaues wissen wir noch nicht! Wahrscheinlichste Ursache sind Gifte, mit denen
der Körper im Lauf des Lebens in Kontakt kommt. Eine erbliche Veranlagung ist
möglich. Wahrscheinlich gibt es aber auch noch andere, bisher unbekannte
Krankheitsursachen.
Die Arterienverkalkung (Atherosklerose) verursacht ein der
Parkinson-Erkrankung ähnliches Bild, das sogenannte Parkinsonoid.
Letztendlich jedoch entsteht die Krankheit dadurch, daß bestimmte,
spezialisierte Hirnzellen in einem Teil des Hirns durch die Minderdurchblutung
allmählich absterben. Anfangs kann dies der Körper kompensieren, dann aber
ruft das Fehlen dieser Zellen allmählich Funktionsstörungen an Muskeln und
inneren Organen hervor. Die Folgen sind, wie schon erwähnt, Muskelstarre,
Unbeweglichkeit und Zittern.
Früher war das Hauptanliegen der Therapie die Herstellung der
normalen Beweglichkeit. Dazu benutzte man hohe Dosen des Medikament L-Dopa,
Baustein eines Gehirnhormons. Heute wissen wir Ärzte, daß L-Dopa, obwohl
Hauptmedikament der Parkinson-Therapie, dem Patienten nur dann wirklichen
Nutzen bringt, wenn es so sparsam wie möglich, fast geizig, dosiert wird. Und
daß das Medikament umso länger wirksam bleibt, je niedriger die
therapeutische Dosis gehalten wird.
Denn bei zu großzügiger Dosierung von L-Dopa sind die Anfangseffekte zwar
traumhaft, der Patient fühlt sich vollkommen geheilt. Doch das böse Ende
kommt unweigerlich: Sehr anschaulich zeigt dies der Film "Zeit des
Erwachens" mit dem bekannten Schauspieler Roberto de Niro in der
Hauptrolle: ein anfangs fast völlig unbeweglicher, depressiver, an der
Parkinson-Krankheit leidender Mann scheint nach Beginn der L-DOPA-Therapie
plötzlich wieder gesund zu sein, kann laufen, lachen und tanzen, ist dem
Leben zurückgegeben! Nach einiger Zeit aber läßt die Wirkung von L-Dopa
wieder nach, folgt auf die Euphorie die tiefste Depression. Zuletzt wirkt das
Medikament überhaupt nicht mehr, wieder sitzt der Patient gelähmt,
verzweifelt und ohne Hoffnung da.
Wir wissen heute, daß die Substanz L-Dopa zwar Leben
verlängern, aber möglicherweise auch nervenschädigend sein kann. Unkritisch
angewandt läßt sie möglicherweise die Krankheit rascher fortschreiten statt
sie zu verlangsamen. Scheinbare Heilung stellt sich dann als vorübergehender
Scheinerfolg heraus, durch Überdosierung eingetretene Schäden sind kaum
wieder gutzumachen.
L-Dopa kann viel Gutes bewirken, wenn es durch erfahrene
Behandler richtig eingesetzt wird. Heute sind neben der L-Dopa-Therapie noch
andere medikamentöse Therapiemaßnahmen in den Vordergrund gerückt, die
vielleicht zur Erhaltung der erkrankten Nervenzellen beitragen und die
Nervenzellen vor dem Absterben schützen. Die Erfolge dieser Medikamente sind
ganz deutlich, aber vielleicht weniger spektakulär als die der
L-Dopa-Therapie. Sie ermöglichen, daß die Krankheit gemäßigter und
langsamer verläuft, so daß sie vielleicht nicht ins Endstadium gelangt, in
dem der Patient total invalide ist.
Beste Erfolge im Kampf gegen die Invalidität zeigt die
kontinuierliche Krankengymnastik, die Heilgymnastik auf neurologischer
Grundlage. Sie ermöglicht die Wiederherstellung der Beweglichkeit von
Gliedmaßen und - so unglaublich es klingt - sogar die teilweise
Wiederherstellung von Nervenleitbahnen.
Dies ist das eigentliche Ziel der Parkinson-Therapie: dem
Parkinsonkranken die Beweglichkeit das ganze Leben lang zu erhalten, ihn nicht
invalid werden zu lassen.
Mein Anliegen an Sie, wenn Sie Angehöriger eines
Parkinson-Patienten oder selbst ein Parkinson-Patient sind: wie im Märchen
ist der richtige (medikamentöse) Weg meistens unbequem, steinig und voller
Mühen. Trotzdem ist es der richtige, der einzige Weg, der ans Ziel bringen
kann: nicht invalid zu werden!
Bitte
sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.