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Wissenswertes
zur Depression
Bei der Aufzählung der 10 häufigsten Volkskrankheiten stellt
die Weltgesundheitsorganisation WHO die Depression auf den ersten Platz.
Depression ist in Deutschland bei Personen, die älter als 5 Jahre sind,
die zweithäufigste Erkrankung nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ca. 4
Millionen Menschen sind in Deutschland an Depression erkrankt, über die
Hälfte sind Frauen. Damit ist die Depression ein Massenphänomen.
Sicher waren Depressionen schon früher weit verbreitet.
Depression ist keine typische Krankheit moderner Industriegesellschaften. So
leidet auf Grönland z.B. etwa 80% (!) der Eskimobevölkerung an Depressionen.
Besonders häufig verbreitet ist die Depression unter der armen Bevölkerung
von Industrieländern. Möglicherweise bringen diese Menschen es im Leben zu
nichts, weil sie depressiv sind - und nicht umgekehrt.
Leider wird Depression auch heute noch vielfach nicht als
solche erkannt. Dabei scheint die Zahl der Erkrankungen zuzunehmen!
Warum?
Die Ursachen von Depression sind ungeheuer komplex, jede Depression hat ihre
eigene Geschichte.
Wahrscheinlich spielen Änderungen der Lebensumstände in
unserer modernen Zeit eine Rolle: Die traditionelle Kernfamilie wird immer
seltener. Religiöse Bindungen lösen sich und das Grundvertrauen gegenüber
der Gemeinschaft, gegenüber Staatsführern und Wissenschaft schwindet. Statt
dessen wächst ein Gefühl der Entfremdung, des Mißtrauens und der
Unsicherheit.
Hinzu kommen immer größere Auswahlmöglichkeiten. Das gilt für die
Konsumartikel, aber auch für das persönliche Leben. Wer die Wahl hat, hat
die Qual!
So wird der Entschluß zur Heirat bzw. zum gemeinsamen Leben oft von tiefer
Unsicherheit begleitet. Hat man es denn richtig gemacht, könnte nicht doch
vielleicht schon morgen ein anderer, "besserer" Partner ins Leben
treten? Die Medien liefern dazu eine nicht enden wollende Bilderflut von
Erfolgreichen, Glücklichen, Reichen, Schlanken und Schönen. Eine
unrealistische Scheinwelt, die den einzelnen enorm unter Erfolgsdruck setzen
kann. Man will, man muß dabei sein - man will nicht abseits stehen!
Doch ungeachtet persönlichen Erfolgs fühlen sich die
Menschen nicht besser. Viele dieser Berühmten, scheinbar Glücklichen, werden
depressiv, nehmen Drogen, versuchen sich das Leben zu nehmen, obwohl sie doch
scheinbar alles haben.
Depression äußert sich nicht einfach darin, daß man sich
traurig fühlt. Manche Patienten sagen "ich fühle mich so
depressiv" und meinen "traurig". Traurig ist das Gegenteil von
fröhlich.
Depression ist aber nicht das Fehlen von Fröhlichkeit, sondern das Fehlen von
Vitalität und Lebenskraft, von Lebenslust. Tatsächlich fehlt es einem so an
Energie, daß selbst die einfachsten Verrichtungen des täglichen Lebens
schwer fallen. In extremen Fällen wird schon das Aufstehen und Ankleiden zum
Problem. Alles, was man früher leicht und ohne viel Anstrengung tat,
erfordert plötzlich ungeheuere Kraft und Überwindung. Schließlich kann es
dazu kommen, daß man das ganze Leben nur noch als Qual empfindet.
Bei schwereren Depressionen kann es vorkommen, daß
täuschende Sichtweisen und Vorstellungen auftreten. Dinge werden falsch
bewertet. Sie treffen zwar prinzipiell zu, der Kranke reagiert aber emotional
unangemessen. Er sieht alles durch die rabenschwarze Brille der Depression.
Sagt man ihm zum Beispiel, "die Menschen werden geboren und
sterben", kann das dazu führen, daß er dann überhaupt keinen Sinn mehr
im Leben sieht. Der Kranke kann er sich im Zug einer Depression in
Vorstellungen hineinsteigern, die keinen Bezug mehr zur Realität haben. Zum
Beispiel kann er sich ungeliebt und von allen gehaßt zu fühlen und das
eigene Tun als wertlos zu empfinden, obwohl die Realität völlig anders
aussieht.
Depressive Zustände mit Überforderungs- und
Versagensgefühlen schlagen vor allem bei Männern in irrationale Ausbrüche
von Verzweiflung und Gewalt um. Gewalttätige Kinder und Jugendliche haben
häufiger depressive Eltern. Depressionen sind daher auch überproportional
häufig unter gewalttätigen Kriminellen zu finden.
Therapie
Die Therapiemöglichkeiten für depressiv Erkrankte haben sich in den letzten
Jahren enorm verbessert! Neben Gesprächstherapien zur Klärung und
Entlastung gibt es heute wirksame Medikamente mit geringen Nebenwirkungen.
Da jede Depression ihre eigene Geschichte hat, muß auch ihre Behandlung
individuell und maßgeschneidert sein.
Voraussetzung für die Heilung bleibt die Mithilfe des
Kranken. Nimmt er die Hilfe seiner Therapeuten an, können heute auch
schwerste Depressionen gut behandelt werden. Man muß aber wissen, daß die
Depression eine chronische Erkrankung ist, von der ein Betroffener nie ganz
geheilt werden kann.
Trotzdem darf man sagen: Vielen Erkrankten geht es nach
Überwindung einer Depression wesentlich besser als vor ihrer Erkrankung.
Gerade durch die Überwindung einer Depression und durch das Wiedergewinnen
der Lebensfreude durchströmt den Menschen ein Gefühl der Zufriedenheit und
der inneren Dankbarkeit, wieder normal leben zu dürfen. Das kann sich einer,
der nie depressiv war, überhaupt nicht vorstellen!
Bitte
sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.