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Zum Thema Kinderdurchfall - wie verhalten?

Akuter Durchfall tritt im Säuglings- und Kleinkindesalter häufig auf. Die typischen Symptome der Erkrankung wie Fieber, Übelkeit, Brechreiz und dünner Stuhl bis zu 12mal täglich erschrecken die Eltern und lassen sie manchmal glauben, nur der Einsatz von Medikamenten könne ihr Kind vor Schaden bewahren. In den allermeisten Fällen hört die Erkrankung jedoch wieder von selbst auf, mit oder ohne den Einsatz von Medikamenten. 

  • Wichtig ist allein, daß Kinder während der Durchfallperiode das ersetzt bekommen, was sie durch die Erkrankung verlieren, nämlich Flüssigkeit und Salze. 

  • Ebenso wichtig ist, daß Kinder während der Krankheitszeit ernährt werden, das heißt, daß dem Körper in dieser Zeit Brennstoff, Betriebsstoff, also Traubenzucker, zur Verfügung gestellt wird: die kleinen Körper haben ihre im Kindesalter oft spärlich vorhandenen Vorräte meist rasch aufgebraucht. 

Wie muß die sichere Behandlung von Kindern während einer Durchfallerkrankung aussehen? 
Vergessen Sie die einprägsame Geschichte aus Guatemala von Salzstängle und Coca-Cola. Um zu verstehen, warum diese Maßnahme dort sinnvoll ist, müssen Sie wissen, daß die dortige Bevölkerung gegen den Durst fast ausschließlich Wasser trinkt. Das Wasser aber ist oft mit Krankheitskeimen verunreinigt und nicht aufbereitet und gefiltert wie bei uns in Deutschland. Coca-Cola ist auch in Guatemala als industrialisiertes Produkt keimfrei, aber schon aufgrund der dort herrschenden Armut nicht jedermanns Sache. 
Verliert ein Kind in Guatemala durch die Durchfallerkrankung Wasser und Salz und bekommt dann nur Wasser ersetzt, wird dieses Kind mit Sicherheit noch kränker. Bekommt es aber Salzstängle und Coca-Cola, erhält es zusätzlich zum Wasser verschiedene Salze und Zucker. 

Bei uns in Europa wird einfaches Wasser leider fast nur südlich der Alpen getrunken. In Mitteleuropa trinken Kinder leider selten klares Wasser, sondern meist Mineralwasser, Säfte, Limonaden, Milch, bestenfalls Tee. Außer Tee enthalten alle diese Getränke reichlich Salze, oft auch Zucker. Es besteht so die Gefahr, daß wir mit der alleinigen Gabe von Salzstangen und Coca-Cola nicht genug freies Wasser zuführen, sondern den Salzgehalt des Blutes womöglich zu stark erhöhen. Zu hohe Blutsalzkonzentration bei Mangel an freiem Wasser aber kann den Kindern schaden. 

Was ist sinnvoll zu tun? 
Die frühere Empfehlung lautete, eine "Teepause" einzulegen. Man versprach sich durch die Gabe von etwas gesüßtem Tee, ohne feste Nahrung, eine Entlastung des Darms, der sich dadurch umso rascher erholen soll. 
Inzwischen haben die Experten für Kinderheilkunde ihre Meinung etwas geändert: Die Spezialisten empfehlen wie zuvor in erster Linie reichlich Flüssigkeit, dazu nun aber auch die frühzeitige Gabe von einfachen, fettfreien Nahrungsmitteln wie Karotten oder reife Bananen, auch Reis oder Nudeln. Diese sogenannten leicht aufschließbaren Kohlehydrate können vom Körper ohne weiteres aufgenommen werden und dienen als Brennstoff, damit ihr Kind nicht hungern muß. 
Fett ist bei akuten Magen-Darmerkrankungen unbekömmlich, Eiweiß ist es in der akuten Phase eher auch. 

Womit ersetzen wir Kindern Flüssigkeit, die durch den Brechdurchfall verloren ging?
In leichteren Fällen genügt als Flüssigkeit der leicht gesüßte Fenchel- oder Kamillentee. In schwereren Fällen eignet sich jedoch besser die durch die WHO empfohlene Rehydratationslösung, ein Gemisch aus Wasser, Salzen und Zucker. Man gibt die Lösung anfangs teelöffelweise, später - wenn sie gut behalten wird - auch eßlöffelweise, eventuell alle 2 bis 5 Minuten, um den entzündeten, zum Erbrechen bereiten Magen nicht zu überlasten. 
Das gilt auch für gestillte Säuglinge: sie sollen neben der Brustnahrung teelöffelweise Rehydratationslösung zugefüttert bekommen. Auf keinen Fall darf hier das Stillen unterbrochen werden. 
Nicht gestillte Säuglingen unter 6 Monaten erhalten ihre Milch mit etwas mehr Wasser verdünnt und bekommen außerdem Tee zugefüttert. Eine gute Idee ist es, ihnen milchfreie Heilnahrung zu verfüttern, bis sich der Bauch wieder normalisiert hat. 

Rehydratationslösung soll immer dann gegeben werden, wenn ein Kind viel Flüssigkeit verliert oder schon verloren hat. 
In so einem Fall sollte Ihr Kind sowieso von mir untersucht werden, ich werde dann eine solche Lösung ggf. verschreiben. In schweren Fällen muß die Rehydratation vielleicht sogar im Krankenhaus durchgeführt werden. 

Zur Verbesserung der Stuhlfestigkeit haben sich Reisschleim, Karotten- und Bananenbrei, auch auf der Glasreibe geriebene Äpfel bestens bewährt: Reisschleim und Karottenbrei wirken beruhigend auf die Entzündung des Darms, gekochte Karotten enthalten zusätzlich wertvolles Provitamin A. Bananen werden in der indischen Volksmedizin bei Magenschleimhautentzündung zur schnelleren Heilung gegeben und Äpfel sind durch ihren Pektinzuckergehalt besonders günstig zur Bildung eines festeren Stuhls. 

Der Aufbau zur gewohnten Vollkost soll je nach Ablauf der Erkrankung in 3 bis 5 Tagen erfolgen, zu schnelles Umstellen auf Normalkost ruft oft erneut Durchfall hervor. Ob ich als Hausarzt Medikamente gegen den Brechreiz oder zur Stuhlverfestigung verschreibe, kann ich nur von Fall zu Fall entscheiden. Nicht immer wird es erforderlich sein. 
Verschreibt ich Durchfallmedikamente, soll daran erinnert werden, daß diese Medikamente meist nicht sofort wirken. Trotzdem darf auf keinen Fall die Dosis des Medikaments erhöht werden, es könnte ihrem Kind schaden. 

Ist der Durchfall blutig oder dauert er länger als eine Woche, müssen Sie mich gleich aufsuchen. Denn der Stuhl muß dann auf Krankheitskeime untersucht werden. Die Stuhluntersuchung ist sogar besonders dringend, wenn blutige Stühle nach einer Antibiotikumtherapie auftreten, oder auch, wenn Kinder aufgrund einer Krankheit abwehrunterdrückende Medikamente einnehmen müssen.

Bitte sprechen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben.

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Urheberrechtlich geschützt © Dr. Michael Groh, Hügelsheim - Letzte Änderung: 18.04.2012

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